Sprachburkas & andere Burkas

09/11/2009

Sprachburkas und Kleiderburkas haben eins gemeinsam – sie verhüllen die betreffenden Frauen zur Unkenntlichkeit!

Gestern habe ich in der NZZ den Artikel zur Kleiderburka gelesen

http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/widmer-schlumpf_erwaegt_burka-_verbot_fuer_musliminnen_1.3985315.html

Die Zeitung zitiert Eveline Widmer-Schlumpf folgendermassen

In einem Interview des Thurgauer Lokalfernsehens Tele D sagte Widmer-Schlumpf auf die Frage, ob sie persönlich für ein Burka-Verbot sei, sie könne sich vorstellen, «dass man sagen würde, in der Schweiz wollen wir das nicht». Die Burka, so Widmer-Schlumpf weiter, «passt nicht zu unserer offenen und gleichberechtigten Kultur». Für sie als Frau biete das Kleidungsstück einen «diskriminierenden Anblick».

Was mich an der ganzen Situation jedoch erstaunt und auch bei dem was ich selbst auf der Strasse sehe und erlebe, die verschleierten Frauen begleitenden Männer bewegen sich ganz selbstverständlich in westlicher Kleidung.
Religiösität ist demzufolge also keine Kleiderfrage.

Da die begleitenden Männer in der Schweiz nicht auf offener Strasse über die wenig Stoff tragende hiessigen Frauen herfallen, weil sie ihre Sexualität angeblich nicht im Griff haben sollen, [wobei die Gewaltbereitschafts-Ebene der richtige Ausdruck wär, denn mit Sexualität hat solches Verhalten nichts zu tun,] was ja immer wieder zu lesen ist als Grund für die (Voll-)Verschleierung der weiblichen Reize, ist deshalb als Argument auch entkräftet – wenns in der Schweiz funktioniert, weshalb soll es nicht genauso auch in Jemen, Saudi Arabien, Pakistan, Indien, Ägypten, usw. funktionieren können?
Frauen, die ihre „Reize“ verschleiern, das vor 1400 Jahren vermutlich topaktuell war, und in den entsprechenden Wüstenregionen noch weiteren Zwecken diente,  reduzieren sich heute einzig auf ihre Sexualität – nicht unähnlich den Pinups, die an den Wänden einschlägiger Etablissements hängen.  Die Vielschichtigkeit einer Person bleibt auf beide Weisen voll auf der Strecke.
Dito wer kleine Mädchen unter den Schleier zwingt, obwohl sowohl Vergewaltigung wie auch Pädofilie hierzulande ein Straftatbestände darstellen. In diversen Islamischen Ländern zwar auch, doch haben dank vergewaltigungsfreundlicher Gesetze Frauen dortzulande kaum eine Chance, dass diese Gewaltausübung gegen ihre persönliche Menschenwürde und ihre sexuelle Integrität gebührend geahndet wird, da ihre Aussage nicht gleich gewichtet wird wie die des Vergewaltigers!
Sexuelle Gewalt gegenüber Frauen wird auf der ganzen Welt angewendet, unabhängig von der Kleidung der Frau.

Auch kommen TouristInnen aus muslimischen Ländern üblicherweise mit dem Flugzeug angeflogen, nutzen Mietautos, Taxi usw. also die ganze Palette der Fortbewegungsmittel des 21. Jahrhunderts. Sie kommen jedenfalls nicht auf  Kamelen oder Eseln angeritten, wie es im 7. Jahrhundert üblich war, als der Koran entstand. Weshalb wird nach Belieben auf heutiges zurückgegriffen ausser bei den Frauen, die auch heute noch patriarchalischen Regeln, Ehr- und Moralvorstellungen aus dem 7. Jahrhundert unterworfen werden?
Und Männern, die darauf bestehen und ihre Gewaltbereitschaft zum Ausdruck bringen unter dem Mäntelchen der gekränkten Ehre, was nichts anderes ist als ein Mittel zur Knechtung der Frauen. Gestandene, erwachsene Männer ehelichen züchtig verhüllte 8 oder 11 jährige Mädchen, die ihre Töchter/Enkelinnen/Urenkelinnen/Ururenkelinnen/usw.  sein könnte, zwingen sie zum Geschlechtsverkehr im Namen ihres Gottes und bringen dafür ihre Schwestern oder ihre Mutter um, sollte da mal etwas Kopfhaar sichtbar sein in der Öffentlichkeit.
Was bei uns diesbezüglich in den Zeitungen berichtet wird, von 9 Jährigen Mädchen, die sich scheiden lassen wollen oder Bilder von 50jährigen, die 11 jährige ehelichen, ist wohl nur die Spitze des Eisbergs!

Mich irritieren diese Diskrepanzen und ich kann die Logik einer solch frauenverachtender Moral absolut nicht nachvollziehen.

Auch hierzulande galten  im 7. Jahrundert andere Regeln, ein Feudalsystem mit klar patriarchalen Zügen, die Frauen hatten sich ihr Haupt zu decken, wie es in der Bibel stand und auch heute noch steht, aber ausser den Nonnen und wenigen Gruppierungen wie Amish und gewisse Gruppen von MennonitInnen, trägt in der westlichen Welt heute keine Christin mehr Kopfbedeckung. Orthodoxe Christinnen allenfalls zum Beten in der Kirche.

In der Schweiz gelten zum Glück erst mal die Menschenrechte, das Landesrecht und erst an dritter Stelle folgt das Kirchenrecht oder religiöse Recht. Und das ist auch gut so.

Diesbezüglich habe ich ein spannendes Buch gelesen von Elham Manea Ich will nicht mehr Schweigen – Der Islam, der Westen und die Menschenrechte. Sie plädiert für einen humanistischen Islam.  Für sie basiert ein humanistischer Islam auf den vier Säulen, die ich kurz zusammenfasse

  • Menschsein kommt vor Religion
    Jede Person ist in erster Linie Mensch, als Mensch frei geboren. Die menschliche Identität und die allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 stehen über der Religion.  Die Religion ist untergeordnet und gehört zur Privatsfäre.
    Insbesonders in reislamisierten Gesellschaften gilt nur als gläubig, wer 5x täglich betet, den Koran nicht in Frage stellt, sich Frauen rigorosen Kleidervorschriften unterwerfen, nicht beten dürfen während der Mens, Frauen grundsätzlich nicht die gleichen Rechte zugestanden werden wie Männern, etc. Wer nur 2x oder 3x täglich betet gilt als unislamisch. Mit dem gleichen Argument gilt genauso als unislamisch, wer nicht im Namen der Religion töten will…
  • Wahlfreiheit & Rationalität
    Im Gegensatz zur ethnischen Zugehörigkeit, Hautfarbe, und Geschlecht ist nur bei Religion eine Wahl möglich, Religion kann gewechselt werden. Die schriftlich festgehaltenen religiösen Testen müssen im historischen Kontext interpretiert werden. Damals gab es noch keine Menschenrechte, das Schlagen von Frauen und Kindern war akzeptiert, Sklaverei gang und gäbe, auch hierzulande in der westlichen Welt.
    Viele heutige islamische Gesellschaftenen gestehen ihren Mitgliedern kein Recht auf die Wahlfreiheit der Religion zu.
  • Schluss mit den Denkverboten
    Die Koranverse in Frage zu stellen, ihren Inhalt genau zu untersuchen und kritisch zu hinterfragen, ist für eine Reform des Islam notwendig.
    Das Wesen des Korans war und ist ein Tabu. Die Überzeugung ist, dass die Verse des Korans wortwörtlich von Gott gesagt wurden, obwohl in vielen Koransuren die gesellschaftlichen und historischen Zusammenhänge des 7. Jahrhunderts, in dem Mohammed lebte, erkennbar ist. Die Frage, wie Koranverse gesammelt wurden und welche Rolle der Profet und seine Weggefährten dabei spielten, genauso wie die Rechte von Frauen, ist heute ein verbotener Denkbereich.
  • Gleiche Rechte für Frauen und Männer
    Werden die religiösen Texte in ihrem historischen Kontext gesehen, können sie nicht mehr relevant sein, wenn es darum geht, die Belange von Familie und Staat im 21. Jahrhundert zu regeln. Eine Trennung von Staat und Religion ist dafür notwendig und dazu ist wiederum eine Auseinandersetzung mit dem Koran erforderlich.
    Ein humanistischer Islam fordert die Frauen auf, eigenständig zu denken und das Kopftuch abzunehmen, genauso wie auch das gemeinsame Beten für Frauen und Männer im grossen Saal der Moschee möglich ist ohne Einschränkung aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit.
    Die Religionsausübung soll nicht die soziale Ordnung einer Gesellschaft widerspiegeln, in der die Männer die Kontrolle über den öffentlichen Raum haben.

Ein spannendes Buch, das universell gilt, da es das Menschsein als wichtigstes Identitätsmerkmal betrachtet, was es ja auch ist und nicht etwas, wo eine Wahlfreiheit besteht. Kann ich weiterempfehlen. Auch wenn der Text nicht sprachburkafrei ist. Das Buch wurde aus dem Englischen übersetzt.
Die Autorin war auch am Radio zu hören oder über die WebSite von Radio DRS http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/perspektiven/2724.sh10076197.html
Auch aus dem Mai 2009 stammt der folgnde NZZ-Artikel http://www.nzz.ch/2007/05/09/zh/articleF3JZY.html

Ich vertrete klar die Trennung von Kirche und Staat.  Ob Minarett, Kirchturm oder sonst ein religiöses Erkennungszeichen ist egal, es ist am Schluss wichtig, wie gelebt wird, welche Werte vertreten werden, welche Moral gilt und wie sie im Alltag umgesetzt werden.
Als staatlich anerkannte Religion, wie es die Schweiz betreibt, wie sie das Geld für die Kirchen einsammelt, dürfte in einem demokratischen Staat, dem die Menschenrechte wichtig sind, auch nur solche Religionen gewährt werden, die keine Personen aufgrund einer nichtveränderlichen Eingenschaft ausgrenzen, denen Frauen und Männer die gleichen Rechte und Pflichten besitzen, sie beide als Menschen geachtet und gewürdigt werden. Auf diese Weise würden die humanistischen Strömungen aller Religionen gestärkt und die fanatischen, ausgrenzenden, hetzerischen würden klarer abgewiesen und als unerwünscht deklariert.
Männerbünde wie z.B. der nahe von Rom und anderswo, hätten weniger Grundlagen, ihre Ansichten des kontrollierenden strafenden Gottes zu verbreiten sowie ihre patriarchalen Strukturen zu zementieren sondern das würde mehr Raum einer liebenden Macht bzw. Präsenz zugestehen.

Wir haben die Wahl!

Bei der Wahl.

Weitere Artikel zum Thema Islam, Gott und Demokratie sind

http://www.beobachter.ch/familie/ehe/artikel/zwangsheirat_ich-waere-eine-schande-fuer-die-familie/ – alle schauen zu und niemand unternimmt was!

http://www.beobachter.ch/justiz-behoerde/artikel/islam_im-namen-allahs/

http://www.beobachter.ch/justiz-behoerde/artikel/standpunkt_islam-und-demokratie/

Film zum Thema

Sendung aus 3Sat Islamische Gewalt in Deutschland – in der Schweiz ist es kaum anders, siehe das aktuelle Beispiel aus dem Beobachter zum Thema Zwangsheirat..